Vortrag und Diskussion mit Philipp Graf (Leipzig)

Leo Zuckermann – geboren 1908 in Lublin, aufgewachsen in Elberfeld, gestorben 1985 in Mexiko-Stadt – ist heute im Wesentlichen dafür bekannt, im Dezember 1952 als ehemals hochrangiger Repräsentant der DDR unter abenteuerlichen Umständen das Land verlassen zu haben.

Schon weniger bekannt ist, weshalb er genau floh: Angesichts der Ende November 1952 ergangenen (Todes-)Urteile im Prager Slánský-Prozeß hatte Zuckermann die Angst gepackt, zu einem „deutschen Slánský“ gemacht zu werden. Als solcher hätte Zuckermann leicht identifiziert werden können, hatte er sich doch seit seiner Zeit im mexikanischen Exil 1941 und später in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) vehement für jüdische Belange eingesetzt.

Hintergrund dieser erstaunlichen Wandlung eines kommunistischen Parteifunktionärs waren die Erfahrung des Holocaust und eine davon ausgelöste Wiederaneignung seiner jüdischen Herkunft.

Der Vortrag folgt den Lebensstationen Zuckermanns und fragt danach, wie ein Handlungsreisender der Komintern zu einem Verteidiger des jüdischen Volkes werden konnte.